Bürgerinitiative Blasewitz e.V. fordert intelligente Lösungen

Petition (Auszug) an den Landesrechnungshof Sachsen zu geplanten Verkehrsbauvorhaben in Dresden-Blasewitz/Striesen

Nachdem in den 90er Jahren die historischen Gebäude in Striesen/Blasewitz durch private Investoren nach strikten Vorgaben des Denkmalschutzes außergewöhnlich geglückt saniert worden sind, entstand ein Wohngebiet, in dem verkehrsberuhigt (z.B. Rücknahme der Augsburger Straße als Hauptstraßentrasse) die Lebensqualität für Radfahrer, Autonutzer und Fußgänger sehr gut abgestimmt ist. Vom funktionierenden technischen Denkmal der Gasleuchte über Gründerzeit-Hausfassaden bis hin zu begrünten Innenhöfen, die die Qualität einer Gartenstadt haben, ist eine Symbiose aus touristisch höchst attraktiven und über Dresden hinausragenden Sehenswürdigkeiten und einer modernen Verkehrsanbindung gelungen.

Hier ist die Stadt in der Pflicht, eventuell neue Anforderungen an den Verkehr sehr genau zu prüfen und durch intelligente Lösungen irreparablen Schaden abzuwenden. Es wird von uns eine Insellösung für alle weiteren Beschlussrahmen angestrebt. Darunter fällt auch eine geplante neue Buslinie entlang der Augsburger Straße, zu deren Realisierung nicht zwingend die Straße verbreitert und als Hauptstraße ausgebaut werden muss. Gefordert werden hier  intelligente Lösungen, z.B. eine Kombination von teilweisen Einbahnstraßen, von punktueller Bevorzugung von Bus-Trassen etc.

  1. Der Forderung des Bürgervereins  … , den auf einem veralteten  Hauptstraßenkonzept (1994) beruhenden Beschlusss zu revidieren, wurde bisher nicht nachgekommen bzw. wurden weitere unnötige und teure Trassen konzipiert. Die drei geplanten Hauptstraßen, Augsburger, Altenberger und Huebler-/Bergmannstraße, würden das Gebiet unzulässig zerschneiden und damit den Gesamtcharakter zerstören.  Außerdem würde dadurch unnötig Verkehr in das Viertel gezogen, der sich gleichmäßig auf alle Straßen verteilen soll, falls es zu einer Mehrbelastung durch die Waldschlößchenbrücke kommen sollte, was durch bisherige Erfahrung nicht begründbar ist.
  2. Im neuen Verkehrsentwicklungsplan 2025plus wird leider auf diese Gegebenheiten keinerlei Rücksicht genommen, sondern Hauptstraßentrassen direkt durch diese Wohngebiete weiter favorisiert. …
  3. Als Konsequenz aus diesem Fehlkonzept der Hauptstraßenplanung ist mit einer Vernichtung von 60 Prozent der Parkplätze auf diesen Straßen zu rechnen, wie jetzt bereits in der Altenberger Straße geschehen. Das führt dazu, dass die zurzeit gerade ausreichenden Parkplätze entweder auf grüne Innenhöfe verlegt werden müssen oder es zu einer prekären Situation kommt. Die Lösung des Straßen- und Tiefbauamtes, hier Parkraumbewirtschaftung als Antwort einzuführen, …  entbehrt jeder Logik (oder ist bewusste Piraterie). Seit 2008 wird eine Parkplatzlösung durch den Stadtrat gefordert. Als positives Beispiel kann hier die Blasewitzer Goetheallee dienen, bei der, auch nur nach Protesten, eine sinnvolle Parkplatzsituation wieder hergestellt worden ist.
  4. Als weitere Konsequenz dieses Hauptstraßenkonzeptes ist der drohende Abbau der charakteristischen Gaslaternen zu beobachten. Von den z.Z. noch funktionierenden 1400 Laternen sollen noch weitere 600 wegfallen, die im städtischen Beschluss 533 als „marginale Reste historischer Stadtbeleuchtung vom Amt für Denkmalpflege aus dem Bestand der Kulturdenkmäler zu streichen sind“.
    Damit wird mit der Einmaligkeit dieser Leuchten, die nach Berlin, Düsseldorf, London und Frankfurt das größte zusammenhängende Gebiet darstellen und z.B. von Düsseldorf als Faktor für ein Weltkulturerbe angesehen wird, leichtfertig und verantwortungslos umgegangen. Verschiedene Aspekte dieser Gaslaternen wurden diskutiert. Die mit Recht beanstandete mangelnde Ausleuchtung, z.B. in der Behrischstraße, zeigt sich allerdings nicht in der Gaslaterne begründet, sondern in der Ausdünnung der Lampen auf Abstände von teilweise 20 m (und nur einseitig). Dies wäre mit jeder Lampe unzureichend. Hier wird eine Verdichtung der Gasleuchten gefordert.
    Interessant war auch das technische Detail, dass das Straßen- und Tiefbauamt nicht gestattet, effizientere Brenner (vier bis sechs statt drei Glühstrümpfen) einzubauen. Es besteht offensichtlich der Wille, diese Laternen nicht technisch optimal zu betreiben und die Straßen damit ausreichend zu beleuchten, was möglich und dem Charakter des Viertels angemessen wäre, sondern durch bewusste Desolation der Leuchten diese den Bürgern als Ursache für Unfallgefahr und Kriminalität einzureden.
    Auch die ökonomischen und Umweltaspekte wurden untersucht. Eine detaillierte Studie von Düsseldorf zeigt, dass das Umrüsten der Gaslaternen auf elektrische Beleuchtung 30 Prozenz teurer wäre als der Betrieb der Gaslaternen. Mit diesen Mehrkosten ließe sich durch Investition (z.B. in Windkraft) acht mal mehr CO2 verhindern. Aus allen diesen Gründen ist nicht verständlich, warum die Stadt Dresden nicht vier Prozent ihrer Beleuchtung durch solche Sehenswürdigkeiten realisieren und halten will, die unbestreitbar zu herausragenden technischen Kulturdenkmälern gehören. Die Verträglichkeit dieser Denkmäler mit einer modernen und sicheren Ausleuchtung der Gehwege ist zudem aufgezeigt und machbar.

Fazit

Unsere Forderungen an die Stadt Dresden sollten bewirken, dass das historische und von hoher Lebensqualität geprägte Stadtbild für die Bewohner und zukünftige Generationen in seiner jetzigen Form erhalten bleibt. Dabei sollte in nur unerheblicher Weise der Bestand verbessert und ertüchtigt werden, um heutigen Anforderungen an den öffentlichen Raum mehr zu entsprechen, ähnlich wie bei den geschützten Gebäuden, die für die heutigen Anforderungen saniert wurden, ohne dabei das Stadtbild zu zerstören.

Leider wurden diese Forderungen von der Stadtverwaltung ignoriert. Die weiter geplante Verschwendung von Fördergeldern für die oben geschilderten planlosen und zerstörerischen Umsetzungen ist aus unserer Sicht unverantwortlich und nicht mit den Vergaberichtlinien verträglich.

Wir bitten Sie daher dringend, die Fördermittelzusagen an die Stadt Dresden an verbindliche Normen des Denkmalschutzes und der sinnvollen Verwendung zu knüpfen, um dieser Verschwendung von Steuergeldern und sinnlosen Zerstörung von erhaltenswerten öffentlichen Räumen und von technischem Kulturgut Einhalt zu gebieten.

Prof. Dr. Klaus Morawetz
i.A. der Bürgerinitative Blasewitz  e.V.

Referenzadresse:
Eisenacher Straße 19
01309 Dresden

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