Verein in Not: Wohin mit all den Dingen?

Archivräume des Ortsvereins Loschwitz-Wachwitz in den Loschwitz-Arkaden gekündigt

Brigitte Morgenstern erklärt im Archiv des Ortsvereins die Datenbank. Foto: Jürgen Frohse

Brigitte Morgenstern erklärt im Archiv des Ortsvereins die Datenbank.
Foto: Jürgen Frohse

Was geschieht mit alten Fotos, den Erinnerungen an die Schulzeit, den Rechnungen der Firma des Vaters, wenn Lieschen Müller wegzieht oder stirbt? Vielleicht ist das Material wertvoll oder umfangreich genug, dass sich Stadtarchiv oder Stadtmuseum dafür interessieren. Für Angehörige ist es oftmals aber naheliegender, die Nachlässe einem Ortsverein anzuvertrauen.

Die Laienarchivare vor Ort wissen diese Dinge zu schätzen, freuen sich über jedes Utensil und jeden authentischen Beleg. Bei Vorträgen oder zu Ausstellungen werden diese Nachlässe gezeigt und die Erinnerungen wach gehalten.

Drei Ortsvereine am Elbhang leisten sich daher ein eigenes Archiv. Der Verschönerungs­verein Weißer-Hirsch/Oberloschwitz hat vor zwei Jahren Archivräume im Haus der Sozialstation BÜLOWH zu günstigen Bedingungen beziehen können, wo jetzt auch die Sammlung Horst Milde zu finden ist. Der Ortsverein Pillnitz kann zu Betriebskosten Räume in einem Flügel des Pillnitzer Schlosses nutzen, die aber regelmäßig vom Hochwasser betroffen sind. Auch im letzten Jahr galt es, sie zu beräumen. Erst nach fünf Monaten konnte alles wieder zurück.

Der Ortsverein Loschwitz-Wachwitz konnte 1998 sein Archiv in den Loschwitz-Arkaden, Pillnitzer Landstraße 32, einrichten. Der Vermieter verzichtete für einen Raum auf die Miete, nur die Nebenkosten waren zu entrichten. Es war eine große Geste und der Ortsverein glücklich über diese Möglichkeit. Das Archiv wuchs und der Ortsverein mietete 2009 einen weiteren Raum zum üblichen Quadratmeterpreis – schon das eine große finanzielle Belastung. Ende letzten Jahres bekam der Ortsverein nun die Kündigung für beide Räume. Das Entsetzen im Vorstand des Vereins ist vorstellbar. Wohin mit all den Dingen? Wer kann helfen?

Auf die Straße gesetzt: Armes reiches Loschwitz! Zeichnung Holger Friebel Ausgabe Februar 2014

Auf die Straße gesetzt: Armes reiches Loschwitz! Zeichnung Holger Friebel Ausgabe Februar 2014

Viele in Frage kommende Mietobjekte in Loschwitz wurden geprüft. Die Ortsamtsleiterin Sylvia Günther bemüht sich seither um eine Lösung innerhalb der Stadtverwaltung. Am 15. Januar gab es eine Verhandlung mit der Grundstücksverwalterin der Losch­witz-Arkaden. Sie bot dem Verein einen Teil des ehemaligen Schlecker-Ladens für einen günstigen Quadratmeterpreis, auch das ein großzügiges Angebot.

Nur woher soll der 89-Mitglieder-starke-Verein, der sich im Wesentlichen aus Beiträgen finanziert, das Dreifache der jetzigen Miete aufbringen? Den üblichen Mietpreis am Elbhang wird der Ortsverein nicht bezahlen können. Es ist nur mit dem Entgegenkommen eines Vermieters, durch städtische Hilfe oder durch finanzielle Unterstützung möglich, Räume für ein Archiv zu nutzen. Der Ortsverein bittet daher um Ideen bei der Suche nach Räumen und um Unterstützung in jeder erdenklichen Art.

Auch eine Mitgliedschaft im Ortsverein hilft. Am 30. Juni müssen die Räume in den Losch­witz-Arkaden ausgeräumt sein.

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Der Elbhang-Kurier