Ausklang des anglophilen Elbhangfestes 2016? (Update)

Zum Ausklang des anglophilen Elbhangfest-Shakespeare-Gedenkjahres 2016 kehrte der große Dichter und Dramatiker am 28. Dezember (nach EHK-Redaktionsschluss) ins Große Haus der Staatstheater zurück.

Junge Elbhangmusiker im Großen Haus auf der »Suche nach Shakespeare«

Mit einem Gastspiel der Dresdner Gruppe »Woods of Birnam (& William Shakespeare in concert)« wurden auf der hiesigen Theaterbühne mit »Searching for William?« (Suche nach W.) alle denkbaren Register gezogen. Der Schauspieler und Sänger Christian Friedel – als Hamlet-Darsteller derzeit in Dresden gefeiert – wollte »eine Mischung aus Konzert und Theater, Installation, Experiment und Hörspiel auf Shakespeares Spuren« inszenieren, die sich nicht nur den alteingesessenen Kennern, sondern vor allem dem jüngeren Publikum zuwendet (ohne und mit englischen Sprachkenntnissen).

Und – als ob das Elbhangfest »Come together« noch zugange wäre, – hat Christian Friedel vier abendfüllende Popmusiker mitgebracht, von denen drei am Elbhang (in Bühlau bzw. Niederpoyritz) zu Hause sind: Philipp Makolies (Gitarre), Uwe Pasora (Bass), Ludwig Bauer (Keyboards, Bassklarinette); der Schlagzeuger Christian Grochau kommt aus dem nahen Gruna. Die drei »Elbhängler« sind manchem EHK-Leser bereits mit der Band »Polarkreis 18« begegnet (siehe ELBHANG KURIER Januar 2009).

Woods of Birnam (& William Shakespeare in concert)

Woods of Birnam (& William Shakespeare in concert)

Wer das Spektakel – oder besser: das Shakespeare-Event »mit Atmosphäre und den unbegrenzten Möglichkeiten des Theaterraumes« – erleben will, sollte nicht säumen, denn es steht, wenn nicht ein Wunder geschieht, nur noch am 1., 6., 20. Januar und letztmalig am 5. Februar auf dem Dresdner Spielplan, dann zieht die Truppe weiter, u. a. zu den Salzburger Festspielen (im August) und 2018 u. a. ins »Hamletschloss« Kronberg bei Kopenhagen.

Wer nur »hören« möchte, wird mit einem Album samt illustrem Songbook bedient (bereits im Handel). Come and hear together!


Update (2. Januar 2017) –
Nachtrag zur „Shakespeare-Suche“ (nach dem Premierenbesuch):

Das Große Haus der Dresdner Staatstheater sucht nach mehrfacher baulicher Runderneuerung auch nach einem neuen, zumindest jüngeren Publikum. Da scheint (fast) jedes Mittel recht zu sein. Warum sollen die Dresdner Fans der Popmusik nur den „Alten Schlachthof“ oder die „Neue Messe“ füllen? Und damit sie (die Fans) sich im Großen Haus gleich zu Hause fühlen, donnert, kracht, blitzt und dröhnt es bereits vor Beginn dosiert in den Zuschauerraum, damit keiner auf die Idee kommt, hier wird ein abgestandener „Shakespeare“ gegeben.

Vielmehr wird – auch während des ganzen eindrücklichen Abends – demonstriert: Die Macher beherrschen nicht nur ihre Rollen und Instrumente und das übrige Handwerkszeug, vielmehr haben sie den Hochschul-Studiengang „Neue Medien“ offenbar erfolgreich absolviert (oder befindet man sich noch im Praktikum?). Das Publikum (unter 40) geht begeistert mit und verfolgt die permanent eingestreuten altenglischen und (hoch)deutschen Dichtersequenzen, die es  bitte nach der Vorstellung im Booklet der abendfüllenden CD „als Vielfalt von Shakespeares Werk neu entdecken“ möge – wenn das Dröhnen in den (hoffentlich unversehrten) Ohren nachgelassen hat.

Wird hier etwa „Theaterpopulismus“ probiert? Das Minderheitspublikum (über 60 / Autor eingeschlossen) darf sich derweil der einstmals erlebten, von Shakespeare erfundenen „Verkörperung des Menschseins“ (Dresdner Neueste Nachrichten vom 30. Dezember) erinnern und zu Hause statt des bescheidenen „Gastspiel“-Programmzettels im eigenen Bücherschrank den Urtext (ohne permanenten Bühnennebel) zur Hand nehmen.

Szenenwechsel: „Sag zum Abschied leise Brexit …“ hieß es im Deutschlandfunk am Silvestertag zum Ausklang des auch am Elbhang begangenen Shakespeare-Gedenkjahres, aber schon am Neujahrsabend gehörte „Searching for William“ zum Repertoire des Großen Hauses. Das Leben geht weiter – come together, tunlichst auch mit gelegentlichem „pianissimo“!

Veröffentlicht unter Bildende Kunst, Elbhangfest, Kunst und Kultur, Musik, Zusätzliche Artikel online